Warum die Immobilienbranche ihren Open-Banking-Moment braucht

Für die meisten Menschen ist ihre Immobilie ihr größtes Vermögen. Warum ist sie dann immer noch so weit von der Finanzwelt entfernt?

Warum die Immobilienbranche ihren Open-Banking-Moment braucht
Open Banking für Immobilien – Collaboration Now

Für die meisten Menschen ist ihre Immobilie ihr größtes Vermögen. Warum ist sie dann immer noch von der Finanzwelt abgekoppelt?


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Kurzer Hinweis: Ich bin hier kein neutraler Beobachter. Ich gehöre zu den Leuten, die genau das System entwickeln, das ich gleich beschreiben werde. Ich habe Gridwork mitgegründet, um diese Lücken zu schließen, also ja, ich bin voreingenommen. Meine Sichtweise ist jedoch geprägt von meinen eigenen Erfahrungen mit den damit verbundenen Schwierigkeiten und meiner Überzeugung, dass es einen viel einfacheren Weg gibt, diese zu bewältigen.

Stell dir das vor

Du verkaufst dein Haus. Du willst ein neues kaufen. Wahrscheinlich brauchst du eine Überbrückungsfinanzierung – und fragst dich, was das alles für deine Altersvorsorge bedeutet. Vielleicht möchtest du sogar einen Teil des Erlöses wieder anlegen. Anstatt klare Anweisungen zu bekommen, jonglierst du mit Logins, schickst dieselben Unterlagen an verschiedene Leute, bekommst widersprüchliche Ratschläge und führst dieselben Gespräche zweimal. Es ist ein Labyrinth aus Ineffizienz und Verwirrung.

Der Makler sagt dir, dass deine Immobilie mehr wert ist, als du gedacht hast. Die Bank schätzt ihren Wert konservativer ein. Dein Berater redet nicht mit deinem Makler. Niemand weiß, welche Infos schon geteilt wurden – oder mit wem.

Man würde eine vernetzte Erfahrung erwarten. Stattdessen bekommt man ein Labyrinth.

Das Problem ist: Weder dein Makler noch dein Bankberater denken an die langfristigen Auswirkungen. Sie konzentrieren sich eher auf die unmittelbaren Transaktionen als darauf, wie deine Immobilie in deine Finanzstrategie passt.

Wo es zusammenbricht

Immobilien und Finanzen sind nach wie vor zwei getrennte Welten – insbesondere in der Schweiz. Das mag seltsam klingen, da sie voneinander abhängig sind, aber die Systeme, Instrumente und Denkweisen haben noch nicht aufgeholt.

So sieht das in der Praxis aus:

  • Alles erfolgt manuell: E-Mails, PDFs, Telefonanrufe – und in manchen Fällen auch physische Post.
  • Es werden immer wieder dieselben Informationen abgefragt: Ausweisdokumente, Angaben zum Eigentum und Bewertungen.
  • Inkonsistenzen sind typisch: Der Wert einer Immobilie kann je nach dem, wen man fragt, variieren – insbesondere wenn Makler Verkäufer beeindrucken wollen und Banken Risiken steuern möchten.
  • Es gibt keine gemeinsame Infrastruktur: Jede Institution sammelt und überprüft immer wieder dieselben Daten.
  • Der Kunde steckt in der Mitte fest: Koordinieren, Anstupsen und Nachfassen – ohne klares Gefühl für Fortschritt oder Kontrolle.

Das Einholen von Status-Updates fühlt sich wie eine lästige Pflicht an. Diese Updates tragen nicht zum Aufbau von Beziehungen bei, sondern sind lediglich transaktionale Check-ins, die Zeit und Energie verschwenden.

Was wir vom Open Banking lernen können

Open Banking wurde nicht eingeführt, weil alle es wollten. Es wurde eingeführt, weil Regulierungsbehörden und Visionäre erkannten, wie schlecht die Situation war und wie viel besser sie sein könnte, wenn die Systeme sicher miteinander kommunizieren würden.

Embedded Finance – die Integration von Finanzdienstleistungen in nichtfinanzielle Unternehmen – entwickelt sich international rasch zur Norm. (KPMG, 2023)

Die Idee war einfach: Finanzinstitute sollten Daten nur dann weitergeben, wenn der Kunde dies wünscht. Dies sollte auf sichere, standardisierte und transparente Weise geschehen.

Diese Umstellung ermöglichte neue Dienstleistungen, bessere Erfahrungen und schnellere Entscheidungen – nicht nur für Banken, sondern auch für Kunden.

In der Immobilienbranche hinken wir deutlich hinterher. Dennoch gelten dieselben Grundsätze:

  • Als Hausbesitzer solltest du entscheiden, wer deine Daten wann sehen darf.
  • Deine Bank, dein Makler und deine Versicherung sollten mit denselben Infos arbeiten.
  • Du solltest nicht alles immer wieder erklären oder dieselben Unterlagen immer wieder schicken müssen.

Wie könnte der Open-Banking-Moment für Immobilien aussehen?

Stell dir das vor:

  • Du gibst deiner Bank die Erlaubnis, die bestätigte Bewertung deiner Immobilie an deinen Makler weiterzugeben – und umgekehrt.
  • Alle Beteiligten arbeiten mit denselben Zahlen, denselben Unterlagen und denselben Fakten.
  • Deine Finanzierung, der Verkauf und die nächsten Schritte sind miteinander verknüpft – nicht fragmentiert.
  • Du musst deine Informationen nur einmal hochladen, und sie bleiben auf dem neuesten Stand.
  • Dein Status ist in Echtzeit sichtbar – und die Beteiligten konzentrieren sich darauf, Probleme zu lösen, statt nur „einzuchecken”.

Hier geht's nicht nur um Effizienz, sondern auch um Respekt. Es geht darum, deine Zeit, deine Daten und deine Entscheidungen wertzuschätzen. Es ist ein System, das für dich arbeitet, nicht gegen dich.

Das ist gerade für Banken ein wichtiger Moment. Wenn sie den Überblick über Immobilientransaktionen verlieren, verlieren sie noch mehr: die Hypothek, den Kunden und die langfristige Beziehung. Wir nennen das die Hypothekenlücke, und sie ist vermeidbar. Durch die Einführung von Open-Banking-Prinzipien im Immobilienbereich können Banken ihre Kunden halten und einen umfassenderen Service anbieten, wodurch sie ihre Wettbewerbsposition auf dem Markt verbessern.

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Das Gesamtbild

Es handelt sich nicht nur um ein geschäftliches Risiko, sondern auch um eine Enttäuschung der Erwartungen. Die Menschen erwarten heute, dass ihre Banken in wichtigen Momenten für sie da sind. Laut einer aktuellen Studie von PwC zu nichtfinanziellen Dienstleistungen im Vermögensmanagement wünschen sich Kunden zunehmend, dass ihre Banken sie bei wichtigen Lebensereignissen unterstützen und nicht nur Finanzprodukte anbieten.

Es wird ein umfassendes Kundenerlebnis erwartet, und Banken, die keine vernetzten Dienstleistungen anbieten, riskieren, das Vertrauen ihrer Kunden zu verlieren. (PwC Switzerland, 2023)

Dieses Thema geht über reine Bequemlichkeit hinaus. Es geht darum, Erwartungen zu erfüllen und relevant zu bleiben.


Die Technologie ist vorhanden, und die Nachfrage wächst. Was uns zurückhält, ist nicht nur die Denkweise, sondern auch mangelnde Koordination, die Angst, den ersten Schritt zu machen, und Unsicherheiten hinsichtlich der Regulierung. Die Branche kann diese Hindernisse jedoch überwinden und den Weg für eine vernetztere Zukunft im Immobilien- und Finanzbereich ebnen.


Diejenigen, die jetzt die Führung übernehmen und eine sichere, offene Zusammenarbeit in ihre Prozesse integrieren, werden nicht nur aufholen, sondern auch den neuen Standard definieren.

Abschliessender Gedanke

Die Immobilienbranche braucht ihren Open-Banking-Moment. Nicht weil es gerade im Trend liegt, sondern weil es längst überfällig ist.
Die Tools sind vorhanden. Die Schwachstellen sind klar. Die Kunden sind bereit.
Die einzige Frage ist: Wer wird den ersten Schritt machen?

Text von Fabio Mosimann — derselbe Mann aus dem Haftungsausschluss, Mitbegründer von Gridwork und Brixel. Ich hätte das nicht schreiben müssen, wenn das System einwandfrei funktioniert hätte.

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